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Insel–Träume - Mallorca 2012

[04. 05. 2012]

1.Tag
ca. 110 km

Langfristig vorbereitet.... Die beste Ehefrau von allen erteilt gerne (nanu,, sehr verdächtig) „grünes Licht“, Hotel, Flug - alles gebucht. Rad natürlich auf den letzten - und fast zu späten – Drücker. Kaum ist das Rad dann gebucht, kommt die Flugbestätigung: Der geplante Nachmittags-Flug ist gestrichen, 04.50 Uhr soll es losgehen. Da muss ich ja um 2 Uhr aufstehen. Frank meint: „Ist doch toll, ein gewonnener Tag auf dem Rad“. Aber findet man so schnell und für einen Tag ein Rad?

Das Taxi kommt pünktlich um halb drei, ab zu Frank und Michael, dann noch Didi einsammeln und zum Flughafen. Die Drei sind auf einen anderen Flieger gebucht, der ca. 20 Min. früher startet. Na, noch einen Kaffee geschlabbert, bisschen dummes Zeug erzählt, und „Tschüs, bis gleich“. Flug, Transfer und alles was dranhängt völlig problemlos. Ankunft im Hotel Tumor, neee TIMOR, Playa de Palma/Arenal. Die Vorhut mit Fritz, Lothar und Olli erwaret uns schon. Zimmer sind allerdings erst um 14.00 Uhr fertig. Na, kümmern wir uns erst einmal um die Räder. Glück für Harti: Der Verleiher hat für einen Tag noch einen XL-Rahmen, der halbwegs passt - Jippiiie.. Einige Einstellarbeiten, die Räder der Kumpels müssen ja für rund ein Woche passen. Didi moppert ordentlich rum, er hatte eine Ultegra erwartet. Und nun nur eine magere aber nagelneue 105-er. Und überhaupt, viel zu schwer die Kiste. Gibt es kein anderes Rad in Carbon....? Nööö, , da muss er durch.

Nach dem Umziehen in den Zimmern der Vorhut rollen wir so gegen 11.00 Uhr mit 7 Radländern los. Alles neu für mich, daher erst einmal vorsichtig, aber mit wachsender Begeisterung über die Umgebung. Über die „Terrassen-Strasse“ fahren aufwärts wir Richtung Llucmajor. „Hey Jungs, 2 Stunden Schlaf, ausserdem eine harte Woche gehabt - nun mal etwas langsamer.“ Wir müssen ja auch einige Tage durchhalten. Über sehr schöne Nebenstrecken erreichen wir schließlich Petra, ein wirklich süsses Früchtchen.... nee, Städtchen. Man muss es gesehen haben: Auf dem kleinen Marktplatz Auftrieb wie bei einer RTF: Dutzende Radfahrer sitzen vor Cafes und stärken sich. Wir treffen Michael Fö., der bereits einige Tage vor Ort ist, aber anderweitig Quartier genommen hat.

Die Geschichte des Rückwegs ist dann schnell erzählt, bei Gegenwind geht es über ruhige und gute Strassen zurück. Die Terrassen-Strasse abwärts lassen wir es ein bisschen krachen. Abends dann Spachteln ohne Ende, erstaunlich was alles in einen Radfahrer reinpasst.

Anschließend große Müdigkeit, kann mich nicht mehr zu Aktivitäten aufraffen.

Sprüche ab 0,8%o:

  • Niveauflexibel (sowohl bezogen auf die Tagesform als auch auf das Stehvermögen bei den abendlichen Ausflügen
  • Als Fachkraft ein Plaume, aber als Pflaume eine Fachkraft (das z.B. ist sicher auch ein niveauflexibler Spruch...)

2.Tag: Orient-Express
125 km, ca. 1.250 Hm.

Bestens geschlafen, das gebuchte Rad wird pünktlich geliefert und passt ganz gut, üppiges Frühstück. Beste Voraussetzungen also für einen schönen Rennradtag.

Wenn ich es recht entsinne, rollten die Glorreichen 7 pünktlich (Lothar hatte seine üblichen 3 Minuten Verspätung) um 10.00 Uhr los. Fritz kennt den Weg – übrigens ein unschätzbarer Vorteil, jemanden mit Ortskenntnissen dabei zu haben – rechts, links, geradaus, Kurve, rechts links... erst so nach dem dritten Befahren dieser „Ausfahrt“ hatte ich sie dann drauf. Schließlich ist aber doch eine frisch asphaltierte, übersichtliche und mit erfreulich wenig Verkehr belastete Hauptstrasse erreicht, die uns nach Bunyola führt. Kurz bevor es in den Anstieg nach Orient geht, machen wir eine kurze, für kleine Geschäfte unerlässliche Pause. Lothaer zurrt bei der Gelegenheit sein Schuhwerk fester -. der scheint ja heute was vorzuhaben?

Gewichtsoptimiert und auch ansonsten bestens präpariert geht es dann in die ca. 5 km lange Rampe. Die Strecke schlängelt sich wunderbar den Berg hoch. Wir haben Glück, die Sonne scheint, es ist aber nicht zu heiß. Traumhafte Landschaft rechts und links. Frank und Fritz rollen langsam als Speerspitze davon, Didi dazwischen, dann Micha und ich. Lothar und Olli schirmen uns nach hinten ab – so fährt jeder halt sein Tempo. Rechtskurve, noch eine Serpentine, und noch eine, es scheint kein Ende zu nehmen. Jetzt nicht klein beigeben.... und da kommt endlich der höchste Punkt. Frank rollt uns entgegen, er will Olli und Lothar motivieren. Aber: „Halt bloß die Klappe“, schallt ihm entgegen, „kein Gesabbel jetzt“. Den Beiden steht wohl nicht der Sinn nach Geschichten erzählen....

Die kurze Abfahrt nach Orient hat es mit fiesen Serpentinen durchaus in sich, wird aber allseits ohne Probleme gemeistert. Wir erreichen den Ort – Pause. Kaffee, Cola, Wasser, Kuchen (und „die Zigarette danach“, soweit es Lothaer betrifft) schmecken köstlich und geben Dynamik für die nächsten Kilometer. Denn nach nun rd. 40 km steht uns noch einiges ins Haus.

Zunächst geht es erneut - aber nur ganz kurz - berauf, dann folgt eine weitere lange Abfahrt auf einer schön ausgebauten Strasse. Hier können wir richtig schön rollen lassen und es gibt weitere Möglichkeiten, die Landschaft zu bewundern. Auch die Tierwelt überrascht uns: Wir sichten einen Steinadler, majestätisch zieht er seine Kreise. Und einige km weiter: Ein Rotkopf-Adler. Harti brabbelt was von „Sah eher aus wie eine Ente“, aber was weiss der schon...

Die Ausschilderung der geplanten Stecke ist, na sagen wir: gewöhnungsbedürftig, Fritz ist stellenweise auch überfragt - da tut die neue Karte gute Dienste. Schön, dass der Wind nun überwiegend von hinten kommt und die Strecke weitgehend flach ist. Die Route: Lloseta, Seychellen (nee: Sencelles), Montuiri. Lothar und Olli beschließen, die Auffahrt „Randa“ auszulassen, Sie warten unten in einem Cafe. Jungs, da habt ihr was verpasst. In einigen Kurven bot sich eine wahrlich atemberaubende Aussicht über die Insel, dass war die Mühe wert. Und oben natürlich erst recht ein toller Panoramablick. Auch wir gönnen uns im „Gipfel-Lokal“ eine kleine Pause.

Nach der „Wiedervereinigung“ geht es mit flottem Tempo und meist bergab (am Schluß wieder die Terrassen-Strasse) zurück zum Quartier. Boxenstop am Mega-Park, ein, zwei Bier schmecken jetzt köstlich.

Nach dem wieder mehr als üppigen Abendessen dann mein erster Kurzauftritt im „Bierkönig“. Immerhin eine Bierlänge habe ich durch- und ausgehalten. Sorry Friends, dass ist weder musikalisch noch vom „Umfeld“ meine Welt.

3.Tag: Ruhe im Feld
145 km, ca. 1.000 Hm.

Oh oh, da sehen heute ja einige sehr alt aus. Könnte es sein, dass die gestrige schöne Tour etwas zu ausführlich „diskutiert“ wurde? Also heute flach, bitte. Und entspannt....und nicht so früh los... nicht vor 11.00 Uhr bitte...

Erst mal raus zum sog. „Delta“. Wie der Verfasser seitdem weiß, ein Radhotel – nach unbestätigten Gerüchten wohl das erste und älteste auf Mallorca. Im Vorbeifahren zeigt sich: Hübsch häßlich. Die Route geht Richtung Osten, dezent bergauf und immer geradeaus. Das ist sowas von langweilig, dass Michi und mich der Hafer sticht und wir das Tempo langsam aber sicher hochschrauben. Die „edlen Tropfen“ von gestern müssen ja schließlich auch ausgeschwitzt werden. Wenn es zu schnell wird, werden schon entsprechende Äußerungen kommen. Aber nein: Kein Gemurre, kein Geröchel und kein „kürzer bitte“. Dafür herrscht wunderbare Ruhe im Feld.

Vor uns tauchen immer wieder andere Gruppen auf, und es macht richtig Spaß, die einzuholen und trotz Gegenwind relativ locker zu „versenken“. Rechts blitzt das Wasser, wir sind an einer schönen Steilküste angekommen, die einen schönen Blick auf das Mittelmeer ermöglicht. Aber schon kommt eine langegezogenen Linkskurve und es geht wieder etwas ins Innere der Insel. Fritz übernimmt die Führung, und doch, jetzt kommen erste Anfragen bezüglich „Druck raus“ und so. Hat man mir vielleicht angesehen, dass mich die Startverzögerung etwas genervt hat?

Wir biegen rechts ab Richtung Meer, damit entfallen die anderen Radlergruppen und die Herausforderung des Überholens. Wir schwenken ein auf „Grundlagen-Ausdauer 1-Modus“ und nehmen satt Tempo raus. 2, 3 km geht es nun am Meer entlang. Bei empfindlichem Gegenwind, der weitere Körner kostet, errreichen wir über ses Salines schließlich Santanyi. Hier machen wir auf einem wundervollen Marktplatz Rast an einem ebenso wundervollen Restaurant. Michael fragt schon nach den Preisen für Wohnungen, es ist wirklich schön hier. Die Stärkung mit lecker Nudeln und anderen kulinarischen Köstlichkeiten ist sehr willkommen - der Akku war nach gut 70 km Fahrt schon bei Reserve angekommen.

Fritz kennt für die Rückfahrt eine sehr schöne Nebestrecke, die allerdings etwas länger ist. Wir folgen gerne seinem Vorschlag, wobei Lothar und Olli den direkten Weg nehmen wollen. Wir anderen 5 wollen auf der von Fritz avisierten welligen und kurvigen Piste Druck machen, und es lässt sich mit Tempo 40-45, bergab auch noch schneller, richtig gut an. Aber leider, Frank erwischt der Defekt-Teufel, schlagartig entweicht die Luft aus dem hinteren Reifen. Glück im Unglück. Am Vorderrad hätte der Defekt wohl schon einiger Fahrkünste bedürft, um das Rad ohne Probleme zum stehen zu bringen.... Das Material ist gewöhnungsbedürftig und eher schlecht (kein Conti-Reifen), und so ist die Decke nach dem Tausch des Schlauchs auch mit dem geballten know-how von uns fünf Kennern der Materie kaum wieder akkurat auf die Felge zu bekommen. Hinzu kommt: Das Loch in der Decke ist recht groß, wir legen vorsorglich einen Flicken mit ein. Über eine halbe Stunde für die Reparatur ist mal sicher keine Rekordzeit!

Natürlich war nun auch im weiteren Sinne die Luft raus, und wir machen uns ohne weitere Umwege bei flottem Tempo, aber leider auch heftigen Gegenwind auf die Heimfahrt. Wir besuchen noch kurz Felix, die alte Säge (gemeint ist natürlich das Städtchen Felanitx) und dann geht es zum Porree (also nach Porreres). Hier beschließen wir noch eine kurze Getränke-Pause. Wir wollen uns gerade hinsetzen, ich will nur kurz schauen, wer da noch so rumsitzt. Boa, hat der Waden. Ich denke: Moment, den kennst du doch... Marcel Wüst, ich fasse es nicht. Mein deutscher Lieblings-Sprinter, für mich sogar besser als Eric Zabel. Meine sonstige Zurückhaltung vergessend (man will ja auch als Prominenter sicher nicht ständig angequatscht werden) bitte ich um einen Händedruck. Michi ist schnell mit der Kamera dabei, und Marcel Wüst zeigt sich offen: Der kleine (aber große Radsportler) Marcel Wüst und der große (aber kleine Radsportler) Harti gemeinsam auf einem Foto. Sensationell, ich bin hin und weg. Das Foto kommt zu Hause an meine Radsportwand.

Weiter geht’s, die Route führt uns zurück nach Llucmajor. Schon schön, wenn der Wind im Tagesverlauf dreht und man ihn ständig von vorn hat. Schön aber auch, wenn die Gruppe wie hier erste Sahne zusammenarbeitet und jeder seine letzten Körner für die Anderen reinhaut. Auf den letzten 40, 50 km wirklich eine tolle Radländer-Teamleistung. Noch einmal geht es wellig rauf und runter. Aber alles hat ein Ende, und so erreichen wir bald Llucmajor und kurz darauf unsere „Terrassen-Strasse“ - abwärts nach Hause...

Beim Besuch der Werkstatt zeigte sich an Franks Rad übrigens, dass der eingelegte Flicken nicht ausgereicht hat. Das Loch in der Decke war so groß, dass der Schlauch sich schon daran „vorbeigedrängelt“ und eine Beule gebildet hatte. Vermutlich wäre er also wohl bald geplatzt....Es gilt: Glück gehabt.

4.Tag: Zwischen Bergtour und Bergtortur
145 km, ca. 2.350 Hm.

Eigentlich von mir als Ruhetag eingeplant, aber man lässt sich ja – nicht immer, aber wenn es ums Radfahren geht: fast immer – überzeugen... Alles andere als überzeugend: Das Wetter. Kalt, windig, bedeckt. Zusätzliche Motivation vom Typen in der Werkstatt: „In den Bergen wird es richtig schütten“....

Olli und Lothar wollen heute Pause machen, so rollen wir also zu fünft los. Nach 10 km bedauere ich meine Entscheidung - was habe ich von gestern noch für ein Blei in den Beinen. Da war wohl zum Teil etwas viel Druck drauf. Und jetzt fahren die tatsächlich bei einer schnellen Gruppe von Fred Rumpelzwerg mit, ich überleb es nicht. Umdrehen, Harti, fahr nach Hause. Der kalte Wind... kommt natürlich von vorne. Mann, was soll der Scheiß.

Klare Ansage: Freunde, heute bei mir Kaffeefahrt-Tempo. Wenn ihr da keinen Bock drauf habt, mein vollstes Verständnis und überhaupt kein Problem, ich finde schon nach Hause. Überraschung: Auch den Kumpels war das Tempo zu hoch (Fritz, dem unermüdlichen Stehaufmännchen natürlich nicht...).

Wir fahren also entspannt weiter, es geht zunächst wieder Richtung Bunyola (siehe Tag 2), biegen davor aber nach Palmolive (Palmanyola) ab und nehmen den Anstieg nach Valldemossa. Der erste Kilometer bergauf tut sowas von weh... nie war ich dankbarer für das dritte Blatt vorne. Leute fahren an mir vorbei, da sehe ich schon auf einen Blick: Normalerweise würdest du die nicht ziehen lassen. Aber egal, kämpf dich hoch. Tröstend: In den Serpentinen und Kurven über mir blitzt immer wieder das Radland-Orange der Kumpels auf. Der Blick in die Bergwelt bietet erste Entschädigungen für die Marter, der böige Wind wird weniger, die Sonne beginnt, sich durchzusetzen. Valldemossa schließlich ist ein Städtchen, dass man gerne betrachtet. Fritz meint, es sei die schönste Stadt von Mallorca (oder war es Spanien? Europa? Weltweit?).

Endlich oben angekommen, Didi meint: „So, jetzt zurück. Bergab mit Rückenwind. Das wär's doch.“ „Hey, super Idee. Kommst du mit?“ erwidere ich. Aber nein, er will die Tour doch durchziehen. Und alleine drehe ich nicht um. Von Valldemossa fahren wir in Richtung Banyalbufar, rauf und runter (mehr runter) Richtung Nord- und Steilküste Mallorcas. Zum zigsten Male ergeben sich traumhafte Blicke in die Landschaft, aufs Meer, und überhaupt. Und so allmählich geht es auch meinen Beinen besser. Wir genießen die anstrengende Fahrt, es ist wirklich toll. Und das Wetter wird immer besser!

Schließlich kommt der Schlußanstieg dieser ersten Teiletappe, 5-6% geht es bergauf. Didi hängt allmählich in den Seilen, aber wir müssen auf dem Pass nur kurz auf ihn warten. Beissen kann er! Die Abfahrt ist „erste Sahne“, die Strasse neu asphaltiert, die Kurven übersichtlich - man kann richtig Gas geben. In Anthrax, nee :Andratx müssen wir den Weg zum Pausenziel in „Sant Elm“- ganz im Osten der Insel - etwas ausknobeln, ein kleiner Anstieg ist dann ebenfalls noch zu bewältigen. Endlich können wir uns – Fritz' Ortskenntnissen sei Dank – in einem Resaurant direkt am Meer in die Stühle fallen lassen und mit zunächst letzter Kraft die Bestellung aufgeben.

Nach der Stärkung mit Paella, Nudeln und diversen Getränken satteln wir schweren Herzens - hier hätte man problemlos auch den Rest des Tages in der Sonne sitzen können - wieder auf. Noch liegen gut 55 km und zwei kleinere Pässe vor uns. Zunächst zurück nach Andratx, wo die Strassenbeschilderung erneut für Verwirrung sorgt. Ein-, zweimal müssen wir gründlich die Karte studieren, gelangen aber schließlich auf die richtige Route nach Calvados (sprich: Calvia), und es geht in Serpentinen bergauf. Didi ist jetzt richtig am fluchen, aber weiterhin gilt: Er ist ein Kampfschwein. Nach der Abfahrt nach Calvia dann der letze Anstieg. In einen schönen Talkessel haben die Spanier eine Art Umspannwerk gehämmert, was für eine Bausünde. Ich nehme Didi an mein Hinterrad, gemeinsam kämpfen wir uns hoch. Auf halber Strecke warten die anderen Drei, damit wir die richtige Abzweigung Richtung Palma nicht verpassen. Es folgt der Rest des Schlußanstieges.

Nun, vielleicht lassen die Kollegen den Harti auch nur einfach mal gewähren, aber ich bin tatsächlich als Erster oben. Wer darauf am Anfang des Tages gewettet hätte, wäre jetzt mit Sicherheit ein reicher Mensch. Die Abfahrt Richtung Palma ist haarig, das Geläuf teilweise sehr mies und an Schlaglöchern reich gesät. Uns kommen viele Mountain-Biker entgegen, die werden wissen, warum! Die geplante Foto-Session vor den Kanonen einer am Fusse des Berges befindlichen Kaserne muss leider auf dringende und sehr deutliche „Bitte“ der Wache unterbleiben. Schade, wir hatten uns den Bildtitel schon zurechtgelegt. Die Kanonen bei den Kanonen...

Dann quer durch Palma. Kann man, muss man aber nicht erlebt haben. Großstadtverkehr, Lärm, Gestank, jede Menge roter Ampeln. Alles in allem: Unerfreulich, aber leider nicht vermeidbar. Wir sind froh, als wir aus dem Gröbsten raus sind und das Hotel erreichen.

Was für ein Glück, dass Didi in Valldemossa nicht umkehren wollte. Mir wäre was entgangen.

5.Tag: Ruhe-Tag
0 km, 0 Hm.

Endlich Ruhetag. Es ist Pausenzeit, und zwar: Höchste Pausenzeit. Der Treppenaufstieg in die 5-te Etage tut richtig weh, die Schenkel brennen bei der kleinsten Anstrengung.

Olli, Ruwen, Fritz und Lothar wollen noch einmal zum Orient, Frank will Nicoletta und Dirk R. in Alcudia oder so per Rad besuchen. Nur wir (Micha, Didi und ich) lassen uns heute nicht umstimmen. Es ist und bleibt: Ruhetag. Palma anschauen. Eine Großstadt, okay, aber eine sehr Schöne. Wir bummeln durch die Altstadt, schauen den Spanierinnen hinterher, kaufen kleine Präsente für die Daheimgebliebenen, gammeln in Cafes umher. Herrlich. Am späteren Nachmittag ab an den Strand, man ist schließlich am Mittelmeer: Harti macht mit MP 3- Player im Ohr ein kleines Tänzchen in der Brandung, Didi wagt sich richtig ins Meer und Micha macht jede Menge Fotos.

Abends schmeißt Bayern dann Real raus, lauter Jubel schallt so gegen viertel vor 12 durch das offene Fenster. Da verdaue ich gerade die schlechte Nachricht von zu Hause: Der letzte meiner einstmals so vielen Onkel ist gestorben... tjaja, die Einschläge kommen näher.

6.Tag: Die „Fanta 5“ in Sa Calobra
160 km, ca. 2.250 Hm.

Meinem verstorbenen Onkel Heinz gewidmet: Ich denke gerne an Dich!

Die Beine haben sich erholt, der Ruhetag hat gut getan. Aller Mist ist zwar nicht raus, aber der Rest erledigt sich beim Warmfahren. Auf mittlerweile bekannter Ausfahrt-Route rollen wir los, um dann auf eine vielbefahrene Strasse Richtung Santa Claus, nee, Santa Maria abzubiegen. Von dort geht es auf einer - sehr schön von Frank und Fritz ausgeknobelten - Nebenstrecke nach Calmari. Traumwetter, Sonnenschein satt.

Und schon geht es bergauf, der erste Pass steht an, gut 10 km bergauf, 5% Steigung im Schnitt. Fritz fährt langsam aber sicher davon, auch die Anderen sind etwas flotter unterwegs als ich. Hier fährt jeder sein Tempo. Ich habe einen Heidenrespekt vor den kommenden Dingen und fahre lieber langsam hinterher. Auf halber Strecke sticht dann doch der Hafer und ich werde etwas flotter. Atemberaubende Blicke in die Berg- und Talwelt ermöglichen Micha wieder tolle Fotos. Schließlich ist der Col de Ballaballa, nee: Col de sa Batalla bezwungen. Oben große Versammlung an einer Tankstelle mit angeschlossener Raststätte, sicher so 50-60 Rennradfahrer stärken sich hier.

Nicht lang schnacken, Kopp in Nacken - ich nörgel rum, will nicht lange bleiben. Nach dem Anstieg ist man doch gerade so richtig schön warm. Kurze Ergänzung der Verpflegung, und schon geht es weiter. An einigen besonders schönen Punkten halten wir erneut kurz an, damit Micha die nächsten Highlightsauf seine Kamera-Festplatte brennen kann. Auf und ab, schließlich erreichen wir nach einer kleineren Rampe von rund 2 km den Coll de kalten Reis (Coll de Cal Reis), das Tor zu Sa Calobra. Das Panorama ist unbeschreiblich, man sieht von oben fast die gesamt Route, die es nun bergab geht. Wollen wir da wirklich runter.... denn wir müssen dann auch wieder rauf? Naürlich nur eine rethorische Frage – gerade darum sind wir ja hier!!

Die Abfahrt können wir nicht so richtig genießen: Zum einen ist sie sowieso durchaus haarig, zum anderen kommen uns Hunderte von früher gestarteten Radfahrern entgegen.und schließlich haben die Busse unten wohl gerade ihre Abfahrtzeit gehabt. So müssen wir einige Male komplett runterbremsen und im übrigen höllisch aufpassen. Trotzdem ist die Abfahrt natürlich sehr beeindruckend und macht viel Freude. Witzig die Durchfahrt zwischen 2 Felsen, die sich oben fast berühren. Hier müssen die Busfahrer Maßarbeit leisten. Am Ende der langen Abfahrt dann eine schöne Bucht mit unserem Zwischenziel: Port de sa Calobra. Verpflegung bei durchaus gesalzenen Preisen (Banane, Wasser, eingeschweißtes Käse-Baguette 8,50 €), aber man versichert mir glaubhaft, dass der Kiosk oben noch viel teurer ist.

Nun denn, wir machen uns an den Anstieg. Die ersten Meter tun nach der Pause noch weh, es fällt schwer, einen Rhythmus zu finden. Mit 12, 13 km/h kämpfen wir uns voran. Fritz fährt etwas voraus, ich bleibe dran. In einigen Kehren steht die Hitze so richtig, da sind sicher über 30 Grad. Man ist tatsächlich dankbar, wenn der hier eher schwache Wind von vorne kommt, die Kühlung tut gut. Man sollte den Blick nicht zu oft nach oben richten, dass frustet. Natürlich tut man es dann doch... „Fritz, da oben die Mauer, ist das schon das Ziel?“ „Hmmm? Nee Nee, schau mal noch weiter nach oben“. Mist, falsche Frage!

Im letzten Drittel hat der Pass seine Höhepunkte, fast durchgängig über 10%. Nach der Durchfahrt durch den „Bogen“ dann die Schlußrampe, der Wind ist hier wesentlich stärker und kommt, natürlich,von vorne. Das zieht so richtig schön die Körner raus. Geschafft!! Und gleich die Belohnung hinterher: Rund 2 km Abfahrt und dann: Sammeln am teuersten Kiosk der Insel. Der Besitzer soll auf Beschwerden die Standardantwort: „Kauf doch woanders“ geben. Geht doch nichts über ein Monopol....

Wir besprechen kurz unsere Heldentat und rollen auch schon weiter, denn bis nach Hause sind es noch runde 70 km. Zunächst wieder rauf und runter, diesmal mehr rauf. Ab der früher erwähnten Tankstelle dann endlich 10 km Abfahrt. Didi springt die Kette ab (dabei hatte er doch extra für heute ein Simplon-Carbonrad geliehen), nicht ganz ungefährlich. Wir halten lieber kurz an. Im weiteren eine spektaküläre, aber glücklicherweise ungefährliche Abfahrt. Bei den Inkas (also in Inca) versorgen wir uns für die verbleibenden rd. 40 km mit Wasser, und schon.... hat Didi einen Defekt. Glücklicherwiese geht der Schlauchwechsel diesmal flott. Der Weg zieht sich, und die letzten Kilometer bin ich heilfroh, nicht alleine unterwegs zu sein. Verstecken im Windschatten hat manchmal schon was. Schön, wenn die Gruppe so gut und harmonisch funktioniert.

19.00 Uhr am Hotel, das ist grenzwertig. Diese Tour sollte man also sicher lieber um 09.00 Uhr starten – spätestens. Davon ab: Dolle Sache, Alta ey.

Großes Hallo, unsere Nachzügler sind eingetroffen. Pati und Jörg H. sowie Tobias und Holger K.

Bem Abendessen schieben wir Nahrung in uns rein, sagenhaft. Ich bin so platt aber aufgedreht, dass ich mich zu einem weiteren Versuch im Bierkönig überreden lasse. Frank hat aber nach einer Bierlänge ein Einsehen und führt mich und einige Andere in eine passable Cocktail-Bar, wo man sich wesentlich ruhiger einen hinter den Knorpel gießen kann. Ein sehr schöner Abschluß des Tages.

7.Tag: Urlaub in Cala Mondrago; Worte zu Schluß
140 km, ca. 850 Hm.

Mit der Verstärkung vom Vortag rollen wir entspannt und locker zu elft los. Nach den Strapazen mit Sa Calobra hatte ich schlechtere Beine erwartet, aber es geht völlig problemlos. Auch Michi ist über seine Form begeistert. Erneut haben wir Glück mit dem Wetter, es ist warm und sonnig. Die Route führt uns, bei munterem Geplauder über Gott und die Radfahr-Welt, wieder über die Terrassen-Strasse nach Llucmajor, dann über kleine Nebenwege nach Westen in Richtung Meer. Ses Salines, Santanyi und weiter nach Westen nach Cala Mondrago.

Fritz kennt diese kleine Badebucht seit langem („Hier hat mein Sohn schwimmen gelernt“), sie ist wirklich traumhaft. Das Wasser lädt zum Baden ein, aber es dürfte noch nicht so richtig warm sein. Gerne schieben wir unsere Räder einige Meter den Stand entlang zum Restaurant. Die Sonne scheint, hier möchte man am liebsten den ganzen Tag verweilen. Wir müssen es aber bei einer Stärkung in flüssiger und fester Form belassen, denn so einige Räder müssen heute noch abgegeben werden. Vorbote des näher kommenden beruflichen Termindrucks. Und überhaupt: Für viele der letzte Tag auf Mallorca, eine gewisse Wehmut macht sich breit.

Die letzten drei Radstunden auf der Insel brechen an. Es geht bergauf, die Beine sind in der Pause wieder eingerostet. Hinzu kommt: Tobi ist formtechnisch und gesundheitlich nicht ganz auf der Höhe, wir lassen es also recht enspannt angehen. In Porreres (diesmal ohne Marcel Wüst, siehe Tag 2) ist noch Zeit für eine Kaffee- und Cola-Pause. Auf der folgenden Strecke nach Llucmajor lassen es einige – darunter auch ich – noch einmal krachen. Das macht auf dieser schönen Strecke aber auch einfach Spaß. Die letzten Kilometer dann wieder ruhig die Terrassen-Strasse hinunter, das Rad wird abgeholt..... Feierabend....

Zum guten Schluß:

Vielleicht bis nächstes Jahr? Nun, auch andere Ziele locken, da kann also noch viel passieren. Auszuschließen ist es aber mit Sicherheit nicht, dazu war es viel zu schön.

Für diejenigen, die schon immer mal mit den Radländern zum Radtraining nach Mallorca wollten: Wenn Fritz dabei ist, gibt es kaum Probleme mit der Streckenfindung, er kennt sich aus. Nur bremst ihn rechtzeitig, er fährt gerne noch mal nach „hier“ und dann noch nach „da“. Und schon sind es wieder 140 km. Ansonsten unbedingt gutes Kartenmaterial einkaufen, am besten gleich vor Ort als erste Amtshandlung nach dem Einchecken. Oder man schließt sich einer der vielen anderen Radsportgruppen an.

Bei den Radländern scheint Playa de Palma/s'Arenal als Veranstaltungsort gesetzt. Das hat den radsportlichen Vorteil, dass man schnell in alle Richtungen unterwegs ist, und den weiteren Vorteil, dass es beim abendlichen Ausgehen nicht weit zum nächsten Veranstaltungsort ist. Nachteil ist, dass sich die ersten 20, 30 Kilometer der Ausfahrtstrecken schnell wiederholen - sofern man nicht durch Palma will. Und den Nachteil, dass diese abendlichen Veranstaltungsorte (von Bierkönig bis Mega-Park etc. pp.) wegen des hier sehr ausgepägten Massentourismus (Stichwort: Ballermann) nicht jedermanns Geschmack sind. Das geschmackliche gilt natürlich auch für die Beton- und Bettenburgen. Ich sage: Einfach mal mitfahren und dann weitersehen.

Herzlichen Gruß allseits

Euer Harti

... noch mehr Fotos in der Gallery.

 

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